Rotwein zum Aufwärmen

AZ vom 11.11.2012 Seite 62 Rubrik Gesellschaft

Rotwein zum Aufwärmen von Stuart Pigott
Der Wechsel zur kühlen Jahreszeit sorgt bei vielen für Rotweindurst. Tatsächlich kann einen der bei heißem Wetter erfrischende Effekt eines kühlen, säurebetonten Weißweins bei kühlen Außentemperaturen richtiggehend frösteln lassen. Dagegen scheint Rotwein zu wärmen, im Herbst und Winter ein willkommener Effekt. Das liegt nicht nur daran, dass Rotwein wärmer serviert wird („Zimmertemperatur“ sollte man allerdings in 18 °C übersetzen, wärmer wird daraus schnell Glühwein), er enthält tendenziell auch weniger Säure als Weißwein, und die Wirkung mancher Gerbstoffe lässt sich gut mit „warm“ beschreiben.
Diese Gerbstoffe aus der Beerenhaut der Traube werden von Fachleuten allgemein als „weich“ und „reif“ dargestellt, im Gegensatz zu den adstringierenden „harten“ und „unreifen“. Welche Gerbstoffe überwiegen, hängt von Traubensorte, Klima und Wetter ab, aber auch davon, wie der Winzer mit den tauben umgeht; eine komplexe Angelegenheit, bei der aber klar ist, dass „weiche“ und „reife“ Gerbstoffe zusammen mit einem gewissen Alkoholgehalt und verhaltener Säure einen geschmeidigen Rotwein ergeben. Genau das suchen sehr viele Weintrinker zu möglichst moderatem Preis.
Zu den zuverlässigsten Quellen gehören leistungsfähigen Weinerzeuger in Spanien, wo mediterrane bis kontinentale Klima eine nahezu ideale Ausgangssituation für solche Weine bietet. Der 2009er „Mas Collet“ von Celler Capcanas, dem Spitzenproduzent aus Monsant/Katalonien (9,50 Euro von La Tienda Mönchengladbach, Telefon 02166/93150) ist ein Bilderbuchbeispiel dafür……