Die Liebe zum Wein

Handeslblatt 05.12.2012: Falkensteins Weinmacher

„Hätte mir das einer vor 15 Jahren prophezeit, dann hätte ich ihm gesagt, dass er einen an der Waffel hat.“ Alexandra Schmeder pflegt schon mal eine derbe Sprache. Die 44 jährige blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Ursprünglich kommt die kräftig gebaute Frau mit den langen blonden Haaren aus dem Hotelfach. Nach der Lehre im Allgäu besucht sie die Fachschule in Salzburg. So recht gefiel ihr der Beruf aber nicht.
In Südafrika kam die Liebe zum Wein. Sie versuchte es im Restaurant des Gutes Buitenverwachting Nähe Kapstadt. Dann schnupperte sie in der Verlegene Winery als „Kellermaus“, wie sie erzählt. Da sie keine Arbeitserlaubnis hatte, konnte sie nicht bleiben. Sie ging nach Deutschland zurück und machte, wenngleich dem Lehrlingsalter längst entwachsen, eine Ausbildung zur Winzerin. Lehrherr war der renommierte Friedrich Becker aus der Südpfalz. Dort lernte sie David Schwarzwälder kennen, einen Wein-Autor, der sich meist in Spanien aufhielt. Er vermittelte sie zu einer kleinen Bodega in der Rioja, wo sie auf die Eheleute Gonzalo Rodriguez und Margarita Matrigal stieß, ungemein spannende Menschen, damals 40 und 36 Jahre alt. Sie arbeiteten als freier Berater, wobei sie sich trefflich ergänzten, er als Önologe, sie als Weinbetriebswirtin. Ihr Lotte lautete: Mas que Vinos – mehr als nur Wein.  Alexandra Schmeder schloss sich ihnen nach einer Zeit des Beschnupperns an.
Rodriguez war allmählich des Herumziehens müde geworden und dachte über ein eigenes Weingut nach. In seiner kastillischen Heimat gab es noch Rebstöcke von den Eltern. Die Frauen waren begeistert. 1999 begann das Trio in dem Dorf Cabanas de Yepes eine Bodega aufzubauen. Es entstand ein großer weißer Klotz, nicht eben anmutig, aber praktisch. In der Hochebene Mesata de Ocana , die von kalten Wintern, und heißen, trockenen Sommern geprägt ist, pflegen sie 20 Hektar mit zum Teil 80 Jahre alten Reben. Alles wird ökologisch bewirtschaftet. Ein Name für den Wein war schnell gefunden: Ercavio. So hieß die altrömische Siedlung dort. Daumenabdrücke des Trios zieren das Etikett.
Wichtigster Wein ist der Ercavio Roble, reinsortig gekeltert aus der Cencibel-Traube, besser bekannt als Tempranillo. Der Most wurde in alten Amphoren aus Ton vergoren und dann acht Monate lang in neuen und gebrauchten Barriques. Das Holz ist deutlich zu schmecken, wirkt aber keineswegs aufdringlich. Der noch jugendliche Schluck ist trotz reichlichen Gerbstoffs wundervoll weich. Aromen von Mandeln und Kräutern begleiten den satten Johannisbeer-Kirsch-Geschmack. Am Ende ist deutlich Erde zu spüren. Dazu passt alles was die spanische Küche hergibt.