Celler de Capcanes

“Espíritu de un poble”

Als “Dorfgeist” bezeichnen die Winzer von Capçanes ihren außergewöhnlichen Zusammenhalt, der zugleich das Geheimnis ihrer Winzergenossenschaft ist, denn nahezu jede Familie ist auch Mitglied dieses erfolgreichen Zusammenschlusses von 1933. Der Geist ist überall im Dorf gegenwärtig und wuchs aus einer 2000 Jahre alten wechselhaften Weinbaugeschichte dieser Region und dem Dorf Capçanes. Auch hier, in unmittelbarer Nachbarschaft des berühmten Priorats, waren es die Römer, die den Weinbau in die vom Mittelmeer abgelegenen und für den Weinbau besonders geeigneten Hügel brachten. Im Mittelalter setzten Karthäusermönche des Priorats den Weinbau fort, für die die Weinbauer gegen den Zehnten die Weinberge bearbeiteten.

Zwei Katastrophen veränderten Capçanes ohne den Überlebenswillen der Übriggebliebenen zu schwächen. Die Reblaus fraß Anfang des 20. Jahrhunderts alles kahl. Die Wiederanpflanzungen beliefen sich auf bescheidene 20% der ursprünglichen Rebfläche. Mit der ebenso folgenreichen Industrialisierung der Küstenregion schmolz die Gemeinde von 2500 Einwohnern auf ihre heutige Größe von 400 zusammen. Von 1000 ha Weinbergen blieben gerade noch 200 ha.

Die Wende kam 1995 mit einer Anfrage der jüdischen Gemeinde Barcelona nach koscheren Weinen. Der erste koschere Weine “Peraj Ha´abib” machte Furore. Das gab Mut. War man bis dahin von Weinhändlern abhängig, die früher den Most fassweise, später nur noch die Trauben kauften, produzierten die Winzer nun auch eine Linie eigener nichtkoscherer Flaschenweine. Importeure weltweit wurden aufmerksam und entdeckten die guten Weine mit einem fairen Genuss-Preisverhältnis. Die Arbeit der Winzer lohnte sich wieder. Fair-Trade nennt das Jürgen Wagner.

Die Weinlove-Story ist jedoch erst mit dem deutschen Önologen Jürgen Wagner zu Ende erzählt, der in Geisenheim und Tarragona Weinbau studierte, und mit seiner Kreativität und seinem Wissen neue Impulse in die Kellerei brachte und damit zum heutigen Erfolg der Weine beitrug. Vom delikaten Rosat, über die aus autochthonen Rebsorten raffiniert zusammengestellten Cuvées Mas Collet und Costers del Gravet, bis zu einzigartigen Weinen aus uralten unwegsamen Einzellagen spürt man in den charaktervollen Weinen von Capçanes Leidenschaft oder, wie die Winzer sagen, den “Espíritu de un poble”.

Rund um den Ort Capçanes liegen die Rebanlagen an den Hängen oder Terrassen auf verschiedensten Böden (Kalk, Lehm, Schiefer und Sand). Garnacha und Cariñena sind die Hauptrebsorten mit Stöcken, die bis zu 110 Jahre alt sind. Heute produzieren die Weinmacherin Anna Rovira und ihr Team produzieren Weine für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Auch werden ständig neue Ideen und Trends ausprobiert ohne die Tradition zu vernachlässigen.